Dient Bitcoin Kriminellen?
Geldwäsche, Drogen, Erpressung – Ist Bitcoin eine Spielwiese für Kriminelle?

Regelmäßig wird Bitcoin in den Medien als beliebte Methode für kriminelle Aktivitäten dargestellt, wodurch sich in der Öffentlichkeit ein negatives Image über Anwendung und Nutzen von Bitcoin festsetzt. Als Motivation für die (vermeintlich) hohe Popularität Bitcoins für illegale Handlungen wird zumeist behauptet, dass die Teilnehmer des Bitcoin-Netzwerks aufgrund der zugrunde liegenden kryptographischen Mechanismen vollständig anonym und somit nicht zurückverfolgbar seien. Entsprechende Vorbehalte sind vermutlich aus der Beschlagnahmung des Schwarzmarktes Silk Road im Jahr 2014 zurückzuführen, auf dem über das Tor-Netzwerk (Darknet) illegale Drogen gehandelt und Bitcoin als Zahlungsmethode genutzt wurde. In diesem Zeitraum war die Nutzung von Bitcoin als Währung für kriminelle Handlungen zweifelsohne vorhanden, doch muss angemerkt werden, dass die unterstellten Annahmen inhaltlich nicht valide sind und die heutige Verwendung Bitcoins völlig konträr zu der allgemeinen Berichterstattung steht.
Bitcoin ist nicht anonym – und deshalb uninteressant für Kriminelle
Entgegen den Ausführungen, dass Bitcoin vollständig anonyme Transaktionen ermögliche, ist die Bitcoin-Blockchain ein transparentes und für jeden einsehbares Kassenbuch: Dies bedeutet, dass jede Transaktion unveränderlich und dauerhaft festgehalten wird, womit auch die Bestände und Historie jeder einzelnen Transaktionsadresse dauerhaft nachverfolgbar bleibt. Aus diesem Grund ist das Bitcoin-Netzwerk pseudonym, denn die Adressen sind indirekt mit der realen Identität verknüpfbar: Sobald die Bestände von der Bitcoin-Blockchain in Fiatwährung oder gegen Produkte sowie Dienstleistungen umgetauscht werden, sind die Teilnehmer gemeinhin zu identifizieren, weil heutige Gesetze und Verordnungen eine Verpflichtung für entsprechende Unternehmen (etwa Kryptobörsen) vorsehen. Entsprechend können kriminelle Bestände nicht ohne Verrat der Identität vom Netzwerk abgezogen werden, so dass das Bitcoin-Netzwerk aufgrund seiner Charakteristika grundsätzlich uninteressant für kriminelle Aktivitäten ist. So kommt auch der ehemalige Chef der CIA, Michael Morrell, in einem Fachaufsatz zu dem Ergebnis, dass Bitcoin und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie ein hilfreiches forensisches Werkzeug darstellt, welches die Strafverfolgung deutlich leichter gestalte als etwa bei Nutzung des traditionellen Bankensystems.
Blick in die Daten bestätigt: Bitcoin spielt keine wesentlich Rolle
Diese Gegebenheiten sind auch auf Basis aktueller Daten zu bestätigen, wenngleich die Zahlen medial anders gedeutet werden: Für eine sachliche Einordnung des in den Medien berichteten „Rekordhochs“, wonach im Kryptobereich insgesamt 20 Mrd $ in 2022 illegal transferiert wurden, ist festzuhalten, dass hiermit lediglich 0,24 % aller Transaktionen im Kryptobereich als illegal einzustufen waren. Ein direkter Vergleich mit dem klassischen Bankensystem ist aufgrund mangelnder Daten nicht möglich, dennoch sprechen Schätzungen über ein illegales Transaktionsvolumen von 2-5% des weltweiten BIP eindeutig dafür, dass die kriminellen im Kryptobereich gewiss nicht als überdurchschnittlich zu bewerten sind. Diese Beobachtung ist letztlich aufgrund der Transparenz und Unveränderlichkeit der Blockchain folgerichtig und geht etwa auch mit den Darlegungen des Ex-CIA Chefs Michael Morrel einher.

Fazit: Mangelndes Verständnis und fehlende Einordnung erzeugen falsche Narrative
Als Fazit ist festzuhalten, dass sowohl auf Basis rationaler Ableitungen aus den Charakteristika von Bitcoin als auch entsprechende Datenanalysen der Vorwurf des Förderns krimineller Handlungen eindeutig zu widerlegen ist. Es zeigt sich, dass mangelndes Wissen über die Eigenschaften der Blockchain-Technologie, welche explizit Pseudonymität und keine Anonymität der Teilnehmer schafft, zu entsprechenden Fehlschlüssen über die Sinnhaftigkeit einer Bitcoin-Nutzung für kriminelle Handlungen führen. Zusätzlich sind der Berichterstattung tendenziöse Meinungsmache zu unterstellen, indem etwa jährliche Volumina nicht in das Verhältnis zu den steigenden Gesamtvolumina im Kryptobereich gesetzt werden, so dass rückläufige Anteile krimineller Handlungen nicht als solche deklariert werden. Des Weiteren ist anzumerken, dass innerhalb krimineller Aktivitäten unterschieden werden sollte, ob das Bitcoin-Netzwerk bewusst zur Verschleierung einer Straftat genutzt wurde oder es sich um kriminelle Transaktionen handelte, die im Bitcoin-Netzwerk abgelaufen sind, ohne dass die kriminelle Handlung jedoch direkt mit dem Bitcoin-Netzwerk zu tun hat – etwa bei betrügerischen Dienstleistern wie bei den spektakulären Fällen der Kryptobörsen FTX und Binance.
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