Ist Bitcoin ein Schneeballsystem?

 

Bitcoin im Mainstream: Die Mär vom Schneeballsystem und Ponzi Scheme – wie Bitcoin missverstanden wird

Bitcoin erfährt aufgrund der spektakulären Preisentwicklung – inklusive den beobachteten extremen Kursvolatilitäten – regelmäßig Beachtung aus unterschiedlichen Teilgebieten, etwa der Politik, Wirtschaft sowie Finanzen & Kapitalanlage. Hierbei ist zu konstatieren, dass Bitcoin von Vertretern dieser Branchen in den Medien häufig als Schneeballsystem und Betrugsmasche diskreditiert wird. Anhand den Argumenten eines FAZ-Artikels werden nachfolgend auf die wesentlichen Kritikpunkte an Bitcoin sowie den klassischen Merkmalen von Schneeballsystemen eingegangen.

Der zentrale Kritikpunkt: Bitcoin hat keinen intrinsischen Wert 

Als wesentliches Argument der Kritiker wird regelmäßig angeführt, dass Bitcoin keinen intrinsischen Wert habe. So führt Johannes Lehner im angesprochenen FAZ-Artikel aus, dass „…hinter Bitcoin […] keine Firmen stehen, die etwas produzieren und damit Dividenden oder sonstigen Wert abwerfen könnten…„. In eine ähnliche Richtung argumentiert der Ökononom Peter Bofinger in einem Interview mit der Wirtschaftswoche, indem er aussagt, dass Bitcoin ein „reines Luftprodukt“ ohne „reale Substanz“ sei und Kryptowährungen generell „private Assets [seien], dessen Inhaber keinen Anspruch auf irgendetwas hat“ und führt ebenso das an, dass „kein innerer Wert“ vorliegt.

Bitcoin als Schneeballsystem – warum die Kritik von Unkenntnis zeugt

Aus der getroffenen Annahme, dass Bitcoin keinen Wert aufweise, folgern die Kritiker ein unvermeindliches Zusammenbrechen des Systems und damit Marktpreises, sofern keine neuen Nutzer (Investoren) in das System nachfolgen. Demnach existiere eine pyramidale Einnahmestruktur, wonach die frühen Nutzer (Investoren) von späteren profitieren.
Bei einer seriösen Betrachtung dieser Argumentation ist zu dem Ergebnis zu gelangen, dass den Skeptikern ein fundamentales Verständnis über die Idee und Ausgestaltung des Bitcoin-Netzwerks zu fehlen scheint.

Bitcoin und der innere Wert: Bitcoin bietet die Möglichkeit, mit einer begrenzten Währung (Bitcoin) ein dezentrales, zensurresistentes, globales Zahlungsnetzwerk zu nutzen: Zu jeder Zeit, seit über 14 Jahren, ohne zwischenzeitliche Auszeiten. Entsprechend gibt es zahlreiche praktische Anwendungsfälle, in denen Bitcoin bereits heutzutage Wert stiftet. (Wozu Bitcoin?) Zusätzlich bringt Bitcoin beschriebene überlegene monetäre Eigenschaften als Geld mit, so dass dem Ökosystem das Potenzial eines neuen führenden globalen Geldsystem zuzuordnen ist. Kurzum: Das Bitcoin-Netzwerk bestätigt seinen Wert seit geraumer Zeit bereits täglich. Bitcoin als Rohstoff & Währung mit gewinnorientierten Unternehmen zu vergleichen – wie es J. Lehner in seinem Artikel vornimmt – ,um fehlende Gewinnausschüttungen als Argumentation gegen Bitcoins Wert anzuführen, sind inhaltlich deplatziert und unsachlich. Weiterhin sind die hervorgebrachten Behauptungen, dass Bitcoin größtenteils für kriminelle Aktivitäten genutzt wird, bereits von diversen Forschungsarbeiten widerlegt – und zeugt sowohl von fehlender Kenntnis über die Pseudonymität im Bitcoin-Netzwerk als auch von mangelnder Recherche.
Bitcoin und die Abhängigkeit von Mitgliederzuwachs: Das Bitcoin-Netzwerk ist seit der Aufschaltung im Jahr 2009 in Betrieb und kann ohne Einschränkungen von jedem genutzt werden. Hierbei ist der Betrieb des Netzwerks weder von neuen Nutzern, Node-Betreibern oder Minern abhängig – es läuft bereits seit 14 Jahren und könnte auch zukünftig mit dem Teilnehmerkreis weiterbetrieben werden.
Bitcoin und eine pyramidale Einnahmestruktur: Im Bitcoin-Netzwerk ist jeder Teilnehmer gleich, unabhängig davon, wann er das erste Mal eine Transaktion getätigt, einen Knotenpunkt im Netzwerk in Betrieb genommen oder Mining-Aktivitäten aufgenommen hat. Es gelten für alle die gleichen Regeln, so dass es keine hierarchischen Machtverhältnisse mit entsprechend definierten Einnahmestrukturen gibt, wie sie in Schneeballsystemen auftreten. Wer sehr frühzeitig in Bitcoin investiert hat und bei steigenden Kursen entsprechend hohe Kursgewinne erfährt, hat im Gegenzug zum Investitionszeitpunkt auch ein höheres Verlustrisiko als heutige Investoren in Kauf genommen, da Bitcoin seinerzeit noch nicht so entwickelt und verbreitet war. Diese Risiko-Renditeabwägung spiegelt klassische Investmententscheidungen wider und haben nichts mit betrügerischen Aktivitäten zu gemein.
Bitcoin und Intransparenz: Schneeballsysteme weisen gemeinhein sehr komplexe Strukturen auf, welche intransparent und schwierig durchschaubar sind. Zusätzlich ist es zumeist schwierig, investierte Gelder wieder abzuziehen. Das Bitcoin-Netzwerk hingegen ist das komplette Gegenteil: Der Code des Bitcoin-Protokolls ist offen und für jeden frei zugänglich, die Regeln sind eindeutig definiert und nur in Ausnahmefällen mit langen Vorlaufzeiten änderbar. Die Bitcoin-Blockchain stellt ein öffentliches Kassenbuch dar, so dass jede Transaktion für jeden einsehbar ist und eigene Bestände verifizierbar sind. Hinzu kommt, dass Bitcoin-Bestände bei Bedarf über regulierte Börsen problemlos in Alltagswährungen umgetauscht werden können.
Bitcoin und fehlende Nachhaltigkeit: Das Bitcoin-Netzwerk zielt auf ein nachhaltiges Geldsystem ab, so dass die Regeln explizit für ein langlebiges Fortbestehen getroffen wurden. So sieht der Angebotsplan die Schöpfung neuer Bitcoin bis ins Jahr 2140 vor, infolgedessen der Betrieb des Netzwerks über Transaktionsgebühren sichergestellt werden soll. Technische Entwicklungen am Protokoll sind nur nach sehr langwierigen Konsensentscheidungen möglich – Eingriffe in die grundlegende Charakteristika von Bitcoin sind hierbei nur über eine Abspaltung und Überführung in ein neues Netzwerk realisierbar. Kurzum: Bitcon bleibt in seinem Naturell unveränderlich, weil es in seiner Gestaltung explizit langfristorientiert ist.

Fazit: Bitcoin ist kein Schneeballsystem – und ein flächendeckendes Bitcoin-Verständnis noch weit entfernt

Es ist festzuhalten, dass Bitcoin keines der Merkmale von klassischen Schneeballsystemen aufweist, sondern aufgrund der Transparenz und Dezentratlität komplett gegensätzliche Eigenschaften vereint. So kann Bitcoin auch kein Ponzi-Scheme – einer dem Schneeballsystem ähnlichen Betrugsmasche – darstellen, weil es im Netzwerk schlichtweg keine Intransparenz und zentralen Akteure gibt, welche betrügerische Aktivitäten mit den Beständen oder Investitionen auf der Blockchain ermöglichen würden. Die diskutierten Vorbehalte und Unterstellungen gegen Bitcoin zeigen, wie wenig Verständnis über das Bitcoin-Netzwerk gegenwärtig vorliegt – und dringend notwendig entsprechende Bildung ist.

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© Philipp Lukasewycz

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- Henry Jonson