Wird Bitcoin verboten?
Ein Bitcoin-Verbot – möglich und realistisch?

Ein häufig hervorgebrachter Kritikpunkt am Zukunftspotenzial und der Marktbewertung von Bitcoin stellt das Risiko eines Verbots dar: Demnach würde Bitcoin, sofern es tatsächlich anschicken würde, als dezentrales Geldsystem die Macht zentraler Entitäten wie Zentralbanken und Regierungen zu erodieren, schlichtweg verboten werden. Entsprechende Befürwörter und Bestrebungen für ein Verbot gibt es nahezu weltweit – hierbei werden zumeist Umweltbedenken aufgrund des Proof-of-Work Mechanismus (warum Bitcoin kein Klimakiller ist) oder einer vermeintlichen Unterstützung krimineller Handlungen (warum Bitcoin dies nicht tut) angeführt. Abhängig von den konkreten Vorbehalten umfassen Verbotsanstrengungen hierbei zumeist das Mining und/oder sogar der Besitz, das Handeln und Transferieren von Bitcoin.
Aufgrund des dezentralen Designs betreffen alle Verbotsmechanismen keine direkten Prozesse und Regeln des Bitcoin-Protokolls, sondern reguliert die Dienstleister rund um das Ökosystem: Private wie kommerzielle Mining-Aktivitäten werden unter Strafe gestellt, der Besitz und Handel mit Bitcoin wird verboten und sämtliche regulierte Kryptobörsen werden angehalten in den
jeweiligen Verbotsländern ihre Dienste einzustellen.
Auswirkungen eines Bitcoin-Verbots
Tatsächlich sind diskutierte Verbotsszenarien bereits eingetroffen: So sind in China seit 2021 jegliche Aktivitäten und Geschäfte rund um Kryptowährungen verboten, in Kuwait ist zumindest das Transferieren und der Handel unter Strafe gestellt. Hierbei zeigen die Beobachtungen nach dem Inkrafttreten der Verbote in China bemerkenswerte Auswirkungen: Nach einem kurzfristigen, signifikanten Abfall der Mining-Aktivitäten (gemessen an der Hashrate) unmittelbar nach Umsetzung des Verbots hat sich die Mining-Aktivität auf einem globalen Marktanteil von 20% gemäß aktuellsten Daten eingependelt. Demnach wird entgegen des offiziellen Verbots weiterhin Bitcoin-Mining durchgeführt, was Experten damit begründen, dass verborgenes Mining im Schatten von normalen Datenzentren in weiten Teilen möglich sei, zumal die entsprechende Hardware bereits vorliegt. Analog dem fortgeführten Mining ist in gleicher Weise davon auszugehen, dass auch das Transferieren von Bitcoin – etwa durch die angesprochenen verdeckten Miner – stattfindet. Hier zeigt sich die Dezentralität des Netzwerks: Das Bitcoin-Netzwerk kann nicht von zentralen Entitäten manipuliert werden. Die Teilnahme kann erschwert und unter Strafe gestellt werden, aber ein unmittelbares Umsetzen in Form einer Unmöglichmachung existiert nicht.
Einen weiteren relevanten Aspekt stellen spieltheoretische Ableitungen dar: Aus ökonomischer Perspektive ist ein zwischenzeitliches Verbot auf nationaler oder regionaler Ebene keine langfristig rationale Lösung, denn:
(1) Wird es immer Schlupflöcher geben: Als Folge werden lediglich das Ökosystem bestehend aus Kapital und Bürgern aus dem Land vertrieben, ohne das ein durchgängiges Unterbinden ermöglicht ist.
(2) Werden andere Nationen die Chance wahrnehmen und ihre Regulation und Anreize umso bitcoinfreundlicher gestalten, um Kapital und Menschen anzulocken. Bestes Beispiel hierfür ist El Salvador.
Im Ergebnis legt die spieltheoretische Perspektive auf eine mögliches Bitcoin-Verbot offen, dass das jeweilige Land (Region) sich ökonomisch und sozial schlechter stellt ohne hiervon einen grundsätzlichen Nutzen zu haben, so dass ein langfristiges Verbot erwartbar nicht aufrechtzuerhalten wäre. So gibt es auch erste Gerüchte, dass das Krypto-Verbot in China wieder zurückgenommen werden könnte.
Fazit: Verbotsbemühungen existieren – werden das Bitcoin Ökosystem jedoch nicht gefährden
Als Fazit ist herauzustellen, dass das Bitcoin-Netzwerk an sich ist nicht regulierbar ist, sondern lediglich das Ökosystem mit den jeweiligen Serviceprovidern und Dienstleistern. Sofern Nationen oder Länder diese stark regulieren bis hin zu verbieten gibt es sehr starke ökonomische Anreize, dass andere Teile der Welt entsprechend freundliche Regulierungen entwickeln, um das Kapital und die Menschen in die eigene Ökonomie aufzunehmen: Es findet letztlich eine globale Redistribution statt – ohne fundamentale Auswirkungen auf den Betrieb, den Nutzen oder auch Wert des Bitcoin-Netzwerks.
Hierbei ist weiterhin zu berücksichtigen, dass einige Verbotsmotive mittelfristig erwartbar wegfallen werden: So findet etwa der positive Einfluss des Bitcoin-Minings auf die Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien zunehmend Beachtung, so dass Verbotsmühen gegen das Proof-of-Work tendenziell abnehmen werden. Eine grundlegende Regulation des Bereichs wird sicherlich ein Thema bleiben, aber grundsätzliche Verbote in den heutigen führenden Krypto-Nationen, insbesondere den USA, welches die Preisbewertung maßgeblich beeinflussen könnte, ist in Anbetracht der Initiativen im Finanzmarkt nahezu auszuschließen: So steht die Genehmigung von Spot ETFs kurz bevor, diverse milliardenbewertete amerikanische Unternehmen haben Bitcoin-Bestände auf ihrer Bilanz. Hinzu kommt die milliardenschwere US-amerikanische MIning-Industrie, welche bereits Kooperationen mit der Strominfrastruktur eingeht.
Abschließend bleibt auch zu betonen, dass neben diesen fehlenden langfristigen Anreizen für ein Verbot für die Teilnehmer des Netzwerks und Halter von Bitcoin zu keiner Zeit ein Risiko des Verlusts ihrer Bestände entsteht – Bitcoin ist nicht konfiszierbar, jeder Halter benötigt lediglich seinen Private Key, den er sich im Kopf merken kann, um von überall auf der Welt auf seinen Bestand zuzugreifen.
Empfehlenswerte Lektüre:
© Philipp Lukasewycz
Aber Bitcoin ist doch…?
Die größten Kritikpunkte an Bitcoin – und was von ihnen zu halten ist
Ist das Bitcoin-Netzwerk ein Klimakiller?
Ist das Bitcoin-Netzwerk ein Schneeballsystem?
Dient das Bitcoin-Netzwerk der Kriminalität?
Ist das Bitcoin-Netzwerk eine veraltete Technologie?
Ist der Bitcoin-Kurs zu spekulativ und volatil?
Wird Bitcoin nicht sowieso verboten?
Wird es nicht bessere Kryptowährungen geben?
Sind die Bitcoin-Bestände nicht bereits sehr ungleich verteilt?
Stellt eine Rückkehr von Satoshi keine Bedrohung dar?
Ist ein deflationäres System nicht schlecht für die Wirtschaft?
Nulla id nibh enim. Aenean dignissim, ligula ut varius facilisis, dolor dolor pretium nulla, eget aliquam ligula ipsum eu metus. Praesent et velit a leo aliquet